Vereinsgeschichte der önj-Tirol
zusammengestellt von Melania Jakober-Hofer (und Mitwirkenden)
„Für mein eigenes Naturverständnis und das Interesse zur Botanik war es eine glückliche Fügung, dass ich Hubert Salzburger beim Bundesheer kennenlernte. Die önj vermittelt unsere schöne Natur und die Schönheiten in anderen Ländern. Damit wird man automatisch zu einem Bewahrer und Schützer damit auch noch unsere Enkel und Urenkel eine intakte Natur vorfinden. Gut das es die önj gibt, sie hält bis ins hohe Alter jung was man am Gründer der önj, Dr. Eberhart Stüber, der in Innsbruck studiert hat sehen kann.“ – Christian Markt.
1959 – 1975
Die önj-Tirol wurde 1959 von Wolfgang Retter und Erika Rieß in Innsbruck gegründet.
Wolfgang Retter war unter anderem auch mit Wolfgang Schütz, Biologiestudent, Kontakt auf, der ebenso bei der Gründung beteiligt war. Gemeinsam nahmen sie Kontakt mit dem Alpenverein auf, jedoch war der damalige Obmann Herr Kinzl nicht sehr erfreut über einen weiteren Verein. Dr. Retter erzählte, dass er einen Tausch vorschlug: „Wir sollen auf die Landesgruppe önj-Tirol verzichten, sie verzichten auf einen Alpenverein in Burgenland.“
Zu Beginn war der önj-Standort privat in einem Büro in der Schöpfstraße untergebracht. Wolfgang Retter zog 1963 nach Osttirol um und übergab die önj an Wolfgang Schütz und Bernhard Plössl. 1965 fanden sie anschließend im Gymnasium Sillgasse ein Vereinslokal im Keller. Nach dem Umbau, das von öffentlicher Hand finanziert wurde konnten sie die Räumlichkeiten 10 Jahre für Gruppenstunden und Sitzungen nutzen.
Prof Dieter Tamerl war Naturgeschichtslehrer im Akademischen Gymnasium Innsbruck und aktiv bei der önj. Er entdeckte den Schüler Walter Kofler, dem er einen Stapel Anmeldescheine von Schülern aus dem Gymnasium in die Hand drückte. Diese waren angemeldet, aber nicht mehr aktiv. Walter Kofler habe sie in der großen Pause aufgesucht und bemühte sich mit Wolfgang Schütz, Dieter Tamler und Bernhard Plössl ein Programm aufzubauen.
In dieser Zeit wurden von allen erwähnten Personen Exkursionen (z.B. Lanser Moor mit Prof. Gams), Reinigungsaktionen Nistkästenbau, eine Aufforstungsaktion 1960 in Innsbruck (siehe Fotos, mit Anwesenheit des Bgm. LLugger), Wanderungen und Sommerlager (im Gschnitztal, Fuß des Tirbulauns, Stubaital, Österreich im Burgenland,) mit Schülern und Schülerinnen umgesetzt.
So erzählte Bernhard Plössl auch von ihrem Kauf zweier VW Busse durch eine Bausteinaktion. Mit diesen fuhren sie 1968 ins ehemalige Jugoslawien, nachdem die Grenzen aufgingen. Auf der Insel Cres in Valun veranstalteten sie ein 2 wöchiges Tauchlager. Dabei ging ihnen ein VW Bus ein, den sie über eine 60km lange Schotterstraße abschleppen mussten. Walter Kofler brachte einen Ersatzmotor mit seinem VW Käfer, da sie in Jugoslawien diesen Motor nicht hatten. Weitere Lager im Ausland machte die önj-Tirol auf Korsika, in Spanien Cada Ques sowie eine 4 wöchige Reise in die Türkei. Da weiß er noch, dass die Reise mit 2200 Schilling veranschlagt wurde, sie aber nur 1900 Schilling brauchten.
Frau Prof. Stippberger ist noch ausständig, sie war anscheinend mit Jugendführungen sehr aktiv.
1976 – 1990
Hans Hofer kam über sein Biologiestudium mit Walter Kofler in Kontakt. Er war damals im Vorstand der nj und kämpfte engagiert für eine saubere Luft, für reines Wasser und für einen ökologisch ausgerichteten Unterricht. Hans Hofer Übernahme 1976 die Landesleitung. Hubert Salzburger kam 1976 durch Bernd Plössl zur önj und baute die önj in Kramsach/Brixlegg auf.
In dieser Zeit wurden mehr als 25 Gruppen durch Biologielehrer, die Dr. Hans Hofer an der PHT gewinnen konnte, an unterschiedlichen Schulen gegründet. Diese setzten sich für aktiven gemeinsamen Naturschutzzeit ein und bemühten sich um einen ökologisch didaktischen ausgerichteten Unterricht.
Wolfgang Schurf kam 1984 über seinen Kollegen August Jakomet zur önj, der bei Hofer Hans die Abschlussprüfung für das Biologie Lehramtsstudium nachholte. Er war ebenfalls eine Periode Landesleiter, gründete die önj in Vomp und übernahm 1989 das Faltblatt natura pro.
Ebenso war Christian Markt ein lang dienender Funktionär und Unterstützer der önj. Er kam 1982 durch Hubert Salzburger zur önj und unterstützte Hans Hofer bei seiner Gruppenarbeit. Ebenso unterstützte und organisierte er Lager und Projekte mit. Er war lange Zeit Schriftführer Stellvertreter und Kassaprüfer.
Das Vereinslokal war zu dieser Zeit in der Schiedlachstraße 7 in Innsbruck. Dort wurden gemeinsame Projekte geplant, die dann umgesetzt wurden, wie zB „Blumenwiese statt Rasen“ oder „Erlebter Frühling“. Beide Projekte gingen von der Bundesleitung aus und fanden in Tirol großen Anklang. Auch wurden Tümpeln und Vogelnistplätze angelegt, Naturwiesen gepflegt und draußen beobachtet und geforscht. 1984 war ein großes Thema das Waldsterben durch die Verbrennung von Kohle in der Schwerindustrie und den dadurch verursachten sauren Regen, der die Waldböden vergiftete.
Ein Highlight dieser Zeit war das Schweden-Sommerlager 1985, welches Hans Hofer mit dem Busunternehmen in Neustift von Benno Müller organisierte. Es war eine bunte Gruppe. Der jüngste Teilnehmer war Andreas Salzburger, der älteste Teilnehmer war Georg Hofer, ein Onkel von Hans mit 65 Jahren. Alle Teilnehmer waren begeistert von der unberührten Natur in Skandinavien und der Kultur der Samen. Die Reise führte uns bis Narvik, wir legten ca. 6500 km zurück.
1990 – 1999
Von Beginn an hatten die Landesgruppen ihre eigenen Zeitungen, wie den Gletscherfloh oder natura pro. 1992 übernahm Wolfgang Schruf die önj-Zeitung „die önj“, anschließend wurde Hubert Bundesredakteur und nach und nach wurden die Landeszeitungen eingestellt.
In dieser Zeit gab es noch einige Gruppen an diversen Schulen und nach wie vor wurden einige Landeslager umgesetzt, bei denen die Naturerfahrung und der Naturschutz ins Zentrum der Arbeit gestellt wurde, z.B. wurde ein Naturlehrpfad von der Holderlochalm zur Franz-Senn-Hütte angelegt (Stubaital) oder im Schmirntal wurde ein Teich neben der Wallfahrtskirche zur Kalten Herberge mit Schaufeln ausgehoben.
In den 90iger waren die Ferienlager in Schweden (siehe Foto) und die Meeresbiologischen Lager in Istrien eine bleibende Erinnerung.
Mitte der 90iger wurde die önj und der önb auf das Mühlauer Fuchsloch aufmerksam. 1997 bekam die önj-Tirol den Umweltpreis für die Naturvermittlung an Kinder und Jugendliche und die Fuchslochpflege verliehen. Das erste Fuchslochfest der önj – önb fand dort statt (siehe Polaroitsfotos)
Aus unterschiedlichen Gründen wurde 1998 der Verein natopia von engagierten önjlern und önblern gegründet, um die Idee der önj, Kinder und Jugendlichen mit Natur in Kontakt zu bringen, breit anzulegen, ohne dass eine Mitgliedschaft notwendig ist. Dieses Konzept wurde zu beginn im“ Freilandlabor“ Fuchsloch umgesetzt, wo Schulklassen eingeladen wurden, die Natur hauptnah mit Profis erleben zu können. Dieses Konzept war ein Erfolg und funktionierte so gut, dass es mittlerweile in ganz Tirol auch mit den Naturparks angeboten wird. Das Fuchsloch wird immer noch von einer Biotoptsmanagerin betreut, önj, önb und naotpia können dort weiterhin arbeiten,da es dort ein gemeinsames Vereinshaus und eine Ökoinsel gibt. Die önj hatte wieder ein „zuhause“. Die Schützenstraße gab es schon länger nicht mehr und der Vereinssitzwechsel von Innsbruck nach Kramsach verstärkte die Heimatlosigkeit.
2000 – 2011
Zu Beginn des 21.Jahrhunderts wurde es stiller um die önj. Huber Salzburger war zu dieser Zeit Landesleiter. Die Anzahl der Gruppen schwankte in dieser Zeit zwischen 3 und 5 Gruppen. Die Gruppenleiter wurden immer rarer, obwohl Hans Hofer und Hubert Salzburger in der Lehrerfortbildung immer wieder Werbung dafür machten. Ein Nachwuchs war schwer zu finden und natopia professionalisierte die Arbeit der önj, wobei immer eine Zusammenarbeit zwischen önj-önb-natopia forciert wurde. So wurde 2008 eine zweite Auflage eines Fuchslochfestes umgesetzt. (Fuchslochfest)
Die önj Steiermark rief das Projekt Ökonomie-Inseln ins Leben. Tirol konnte lange nicht mithalten, weil kein Grundstück gefunden werden konnte. Durch Zufall wurde die önj im Fuchsloch auf den Flächenverkauf aufmerksam. Walter Salzburger wickelte 2006 den Kauf durch die 1€ Ökopickerl Aktion ab. So wurde ein Teil des Präkariats nun Eigentum der önj.
2012 – bis heute
2012 übernahm ein neuer Vorstand die önj-Tirol. Dieser versuchte wieder önj-Gruppen zu aktivieren. 4 aktive Gruppen gab es bis 2015 (Innsbruck, Steinach, Ebbs, Biberwier). Ebenso setzte sich der Vorstand mit einem möglichen Konzept der das Dreieck önj-önb-natopia in Tirol vereinen könnte, auseinander. Es wurde rasch klar, dass die önj-Tirol die Lücke der Freizeitaktivitäten für interessierte Kinder und Jugendliche schließen könnte. Das macht weder natopia, noch der önb, dieser ist für Menschen ab 20/30 interessant.
Trotz aller Mühen ist es in der heutigen Zeit sehr schwierig engagierte Menschen für ein Ehrenamt zu finden bzw. etwas Zeitadäquat anzubieten, damit sie motiviert im Verein tätig bleiben. Daher war es dem Tiroler Vorstand 2016 ein Anliegen, sich den Rucksack der önj-Tirol seit 1959 anzuschauen und zeitadäquat aufzustellen.
So war das Jahr 2017 geprägt von der Aufarbeitung der Geschichte hin zur Neuorientierung: „Wohin kann die önj-Tirol weitergehen?“
Nach erneuter Veränderung in der Vorstandsstruktur im Jahr 2018, stand 2018 unter dem Arbeitstitel „Aufbau von gezielten Freizeitprojekten“. Die klassischen Gruppenstunden und Schüler*innengruppen sind somit Geschichte.